Hallo, ich bin Liesa
Ich bin das Hasenmädchen Liesa. Wenn du mit mir sprichst, kann ich dich nicht hören. Ich kann nichts hören, ich bin gehörlos. Anders als bei Leon, der im Rollstuhl sitzt, kann man die Behinderung Gehörlosigkeit nicht sehen. Dadurch entstehen viele Missverständnisse.Aber keine Angst, ich kann mich verständigen. Ich kann lesen und schreiben. Wenn auch du das kannst, können wir uns mittels Zettel und Papier austauschen. Es gibt auch die Gebärdensprache. Sie ist eine richtige Sprache und wird mit den Händen gesprochen. Auch der Gesichtsausdruck, also die Augen, der Mund, die Stirn und die Augenbrauen sind ganz wichtig. Und die Körperhaltung muss beachtet werden. Ganze Wörter können mit einer Gebärde vermittelt werden. Das Fingeralphabet dient zum Buchstabieren.
Weil ich durch meine Ohren nichts hören kann, ist alles was ich sehen kann, ganz wichtig für mich. Auf dem Bahnhof oder in Zügen und Bussen bin ich auf meine Augen angewiesen. Lautsprecherdurchsagen kann ich nicht hören, die Informationen müssen mir visuell angezeigt werden. Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum bei manchen Filmen im Fernsehen unten im Bild Schrift angezeigt wird? Das ist ganz wichtig für uns, denn ohne die Schrift können wir den Film nicht verstehen. Das Gesprochene muss für uns Gehörlose in Schriftform vermittelt werden. Diese Schriftform im Fernsehen oder Kino nennt man Untertitel. Bei Nachrichtensendungen oder Reden von Politikern wird uns das gesprochene Wort in Gebärdensprache vermittelt. Im Fernsehbild gibt es dann ein zweites kleineres Bild, in dem der Gebärdensprachdolmetscher zu sehen ist, der in Gebärden übersetzt.
Barrierefreiheit
Welche Hilfsmittel und Hilfsangebote kann Liesa nutzen?
- Bildtelefon (zusätzliche mit Videomonitor und Kamera), Faxgeräte,
- Signalanlagen: Lichtsignalanlagen, Vibrationssignalanlagen,
- Untertitel bei Filmen,
- Gebärdensprachdolmetscher,
Kommuniziert Liesa auch in einer eigenen Sprache?
Ja - Ihre Muttersprache ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS).DGS ist die natürliche Sprache Gehörloser. Sie ist eine vollwertige Sprache, mit einer eigenen, komplexen Grammatik und Struktur. Erst im Jahr 2002 wurde die Gebärdensprache in Deutschland als Sprache offiziell anerkannt Die Grammatik der DGS unterscheidet sich von der deutschen Sprache. Gehörlose drücken sich in einer visuellen Sprache aus, sie denken "in Bildern".
Beispiel:             Deutsch-      Ich gehe zum Theater.
                            DGS-           ICH THEATER HINGEHEN.
Oft wird angenommen, dass die Gebärdensprache international sei, doch da es sich um eine natürliche Sprache handelt, gibt es ebenso wie in der Lautsprache nationale Sprachen mit regionalen Dialekten. Gebärdensprache ist keine Zeichensprache oder Pantomime!
Fingeralphabet
Ergänzend zu den Gebärden gibt es ein Fingeralphabet. Dieses orientiert sich an den Buchstaben der Schrift. Das Fingeralphabet wird verwendet, wenn Gebärdenzeichen nicht bekannt sind, sowie bei Fremdwörtern, Ortsnamen, Markenbezeichnungen, Abkürzungen und Eigennamen.